Klimagerechtigkeit

Die G7-Staaten sind historisch für den größten Anteil der Umweltzerstörung und der CO2-Emissionen verantwortlich[1]. Durch ihre imperialistische Herrschaft und koloniale Ressourcenausbeutung haben sie im Namen der „Demokratie“ / „Zivilisation“ Länder auf etwa dem afrikanischen und südamerikanischen Kontinent wie Ressourcen-Schatzgruben geplündert. Durch Unterdrückung und Ausbeutung haben sie so ihren agroindustriellen und fossilen Großkonzernen Reichtum verschaffen. Und noch heute sichern die G7-Staaten im Namen des „Fortschritts“ die Profitmaximierung eben jener zerstörerischer Konzerne durch das Machtinstrument der Staatsschulden. Durch diese halten die Weltbank oder der internationale Währungsfond ein neokoloniales Ausbeutungsverhältnis aufrecht, dass es postkolonialen Ländern verunmöglicht, zerstörerischen Konzernen wie BP (UK), Chevron & Cargill (USA), Bayer & Wintershall (Deutschland), Nutrien (Kanada),  Agip (Italien), TotalEnergies (Frankreich) und vielen weiteren Einhalt zu gebieten[2].

Und so steuern wir auf eine globale Erwärmung von 3 Grad und mehr zu[3]. Das bedeutet schon heute Dürre, Hunger, Flucht und Tod für hunderte Millionen Menschen und wird nur schlimmer werden. Die Konzerne tun alles dafür, die Allgemeinbevölkerung über die Frage ihres Individualkonsums zu spalten, während die kapitalistischen Staaten ihre schützende Hand vor die zerstörerischen Konzerne halten. Vielmehr beteiligen sich die Regierungen der G7-Großmachtsstaaten nun selbst am Greenwashing und sprechen vom „Fortschritt“ für einen „nachhaltigen Planeten“ und „nachhaltigem Wirtschaften“[4]. Dass sie nicht adäquat auf die Ernsthaftigkeit der Lage reagieren, zeigen spätestens Deutschlands 100 Milliarden Euro Investitionen in Aufrüstung anstatt in die Energiewende, die Putins Krieg tatsächlich Einhalt gebieten könnte. Anstatt die klimaerhitzende Produktion auf die Bedürfnisse der Bevölkerung zu reduzieren, beschönigen sie ihre CO2-Werte durch die Auslagerung von Produktion und Müllentsorgung in Niedriglohnländer. Oder aber sie werden „klimaneutral“ durch die Investition in fragwürdige, oftmals neokoloniale „Umweltprojekte“ im Ausland[5], während ihre eigenen Kohlekraftwerke weiterlaufen. Die Konzerneigentümer:innen, die täglich entscheiden, durch welche Form der zerstörerischen Produktion sie ihre Profite maximieren können, bleiben von dieser Politik unangetastet. Es zeigt sich also, dass allein technologische Ansätze die Klimakrise nicht lösen werden, da es sich um ein systemisches Problem handelt: Ernsthafter Klimaschutz liegt nicht im Interesse der Mächtigen.

Am meisten zu spüren bekommen dies Menschen an Küstenregionen, die vom Meeresspiegelanstieg betroffen sind, wie etwa in Bangladesch. Menschen, die in unmittelbarer Nähe zu giftigen Mülldeponien leben, wie etwa in Indien. Menschen postkolonialer Länder, die durch die Zerstörung der lokalen Subsistenzwirtschaft nun teure Produkte der G7-Staaten konsumieren müssen. Menschen, die in unmittelbarer Abhängigkeit mit der Natur zusammenleben wie etwa Indigene im Amazonas. Menschen, die in durch Ölförderung verseuchten Gebieten leben, wie etwa im Nigerdelta. Frauen, die in patriarchalen Strukturen unter erschwerten Umweltbedingungen für die Nahrungssicherheit und Pflege ihrer Familien sorgen müssen. Menschen, die sich den Schutz vor Extremwetterereignissen nicht leisten können. Wenn all diese wegen klimatisch bedingter Extremwetterereignisse fliehen, werden sie von der Genfer Flüchtlingskonvention nicht als Flüchtende anerkannt[6] und an der Festung Europa abgewiesen. Kurz: Betroffen sind vor allem vom Patriarchat unterdrückte Menschen wie Frauen und People of Colour in imperialistisch ausgebeuteten Regionen.

Dennoch: Viele der zukunftsweisenden Lösungen auf die Klimakrise kommen eben aus jenen Bevölkerungsgruppen. Wir solidarisieren uns mit der internationalen Graswurzel-Initiative Debt for Climate aus Ländern des globalen Südens, die einen Schuldenerlass forciert. Durch diesen können Länder des globalen Südens klimazerstörende Ausbeutungsverhältnisse beenden. Ein globaler Schuldenerlass würde bedeuten, dass der globale Norden seine Klimaschulden bezahlt und somit sicherstellt, dass postkoloniale Länder es sich leisten können, fossile Energieträger im Boden zu lassen und eine gerechte Energiewende zu forcieren. Wir stehen an der Seite all jener Beschäftigten, die sich gegen ihre Ausbeutung und die Ausbeutung der Natur widersetzen und in den politischen Streik gehen. Nur durch die Konversion der Industrien können wir eine gerechte, nachhaltige Produktion erlangen. Die Mobilitätswende, Energiewende und Agrarwende können wir nur erreichen, wenn wir die Macht derjenigen beenden, die ein Interesse an der Zerstörung unserer Lebensgrundlagen haben. Wir stehen an der Seite der internationalen Klimagerechtigkeitsbewegung – egal ob Indigene, lokale Bäuer:innen, Arbeiter:innen in Betrieben oder Klimaaktivist:innen in den Städten. Es wird Zeit für eine Klimawende von unten, die den Bedürfnissen der Weltbevölkerung und nicht der Profitgier der Konzerneigentümer:innen gerecht wird. Für eine Welt, in der viele Welten möglich sind.

[1] https://www.kas.de/documents/252038/7995358/Die+Klimaperformance+der+G7-Staaten+und+die+Corona-Krise.pdf/0959a64b-a062-e087-2f47-5290a551cffa?version=1.1&t=1591948707552
Kumulative CO2-Emissionen (ohne Handel und Kolonien): https://ourworldindata.org/contributed-most-global-co2
Kolonialismus als Ursprung der Klimakrise: https://taz.de/Kolonialismus-und-Klimakrise/!5638661/
Broschüre Kolonialismus und Klimakrise: https://www.bundjugend.de/projekte/locals-united/kolonialismusundklimakrise/

[2] Carmen G. Gonzales. 2012. Environmental Justice and International Environmental Law. ROUTLEDGE HANDBOOK OF INTERNATIONAL ENVIRONMENTAL LAW: https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2011081

[3] https://www.ipcc.ch/2022/04/04/ipcc-ar6-wgiii-pressrelease/

[4] https://www.g7germany.de/resource/blob/974430/2000068/b3d051fef6ffc2d04250d17c1efad307/2022-01-21-g7-programm-data.pdf?download=1

[5] https://www.theguardian.com/commentisfree/2022/jan/26/carbon-offsetting-environmental-collapse-carbon-land-grab
https://www.greenpeace.org.uk/news/the-biggest-problem-with-carbon-offsetting-is-that-it-doesnt-really-work/
https://www.peacefuldumpling.com/climate-colonialism-carbon-offset-net-zero

[6] https://www.uno-fluechtlingshilfe.de/informieren/fluchtursachen/klimawandel

Redaktioneller Hinweis: Dieser Text wurde von einer Arbeitsgruppe erstellt und stellt nicht notwendigerweise die Position aller an den Protesten beteiligten Gruppen dar.

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